
Internationaler Tag der Pflege: Alles Held:innen
Am 12. Mai feiert die Pflegecommunity den International Nurses Day. In der Schweiz vielerorts mit dem Film «Heldin» von Petra Volpe. Das offizielle Motto des IND betont den Wert einer starken Pflege für die Wirtschaft. Die WHO gleichentags die zweite Ausgabe des State of the World's Nursing veröffentlicht.
Was die Pflege mit der Wirtschaft zu tun hat, wurde vor fünf Jahren mehr als deutlich: Im Frühling 2020 stellten sich Menschen auf Balkone, um den Pflegefachpersonen, den «Held:innen» der Pandemie zu applaudieren. Der Gesundheitsnotstand hatte die Wirtschaft praktisch stillgelegt, mit Ausnahme der «systemrelevanten» Bereiche.
Auch in Spitälern wurde nur reduziert gearbeitet – ausser natürlich in den Abteilungen, die schwer erkrankte Corona-Patient:innen versorgten. Mangels Wissen über das Virus und genügend qualifiziertem Intensivpflegepersonal war Improvisation gefragt. Gleiches galt für die Pflegeheime: Weil Besuche von Angehörigen von einem Tag auf den anderen verboten waren, war das Personal weit über die normale Arbeit hinaus gefordert, um die Bewohnenden zu beschäftigen und zu begleiten, zuweilen auch beim Sterben. Und weiterhin machten sich die Spitexpflegenden auf den Weg, um ihre Klient:innen zu versorgen – oft ohne ausreichendes Schutzmaterial. Was Anlass dazu war, dass die Schweizer Männer-Fussball-Nati Geld spendete und für die Pflegenden «Imagine» sang.
2020 wäre eigentlich als Jubeljahr geplant gewesen. Die WHO hatte das «International Year of the Nurse» ausgerufen, aus Anlass des 200. Geburtstags von Florence Nightingale, die am 12. Mai 1820 zur Welt gekommen war.
Berühmt ist die Engländerin für ihren Einsatz im Krimkrieg, als es ihr gelang, dank Hygienemassnahmen, gesundem Essen, Licht und Luft die Sterberate von verletzten Soldaten zu reduzieren. Die meisten Opfer starben nämlich nicht an ihren Wunden, sondern an vermeidbaren Infektionskrankheiten wie Typhus, Scharlach, Masern, Cholera, Diphterie u.a.
Florence Nightingale wird als die «Lady with the Lamp» verehrt, mit der sie des Nachts durch die Schlafsäle wandelte, um über ihre Patienten zu wachen. Sie interessierte sich aber auch für Mathematik. Sie erfasste umfangreiche Daten, die Todesursachen im Krimkrieg visualisierte sie mit Diagrammen, mit denen sie Königin Victoria über die Resultate ihrer Massnahmen informierte. Florence Nightingale, die Pflegepionierin, war auch eine Pionierin der Statistik. Dafür wurde sie als erste Frau in die Royal Statistical Society aufgenommen und erhielt die später auch die Ehrenmitgliedschaft der American Statistical Association.

Polar-Area-Diagramm, mit dessen Hilfe Nightingale die Todesursachen während des Krimkrieges darstellt: blau: an Infektionskrankheiten Verstorbene rot: an Verwundungen Verstorbene schwarz: andere Todesursachen (Wikimedia Commons)
Zahlen, Statistiken, Diagramme: Ohne sie wäre keine wirtschaftliche Erfolgsrechnung möglich. Sie erlauben es auch, aufzuzeigen, wie eine starke Pflege die Wirtschaft stützt. Gesundheit und Wohlbefinden sind eine Grundvoraussetzung dafür, dass Menschen arbeiten und ihren Beitrag zum Wohlergehen einer Gesellschaft leisten. Es ist aber nicht sicher, ob der Allgemeinheit und den Entscheidungsträger:innen in der Politik noch immer bewusst ist, dass «starke Pflege die Wirtschaft stärkt», so die deutsche Übersetzung des IND-Mottos «Caring for Nurses strenghtens economies».
Der Film «Heldin» von Petra Volpe kommt zur richtigen Zeit. Er zeigt dem breiten Publikum beinahe körperlich, wie aufreibend die Arbeit in der Pflege ist und wie wenig Anerkennung die Pflegenden dafür erhalten.
Der deutsche Titel des Films ist zwar umstritten. «Für mich als potenzielle zukünftige Patientin hat das, was auf den Abteilungen geleistet wird, etwas Heldenhaftes», sagt Petra Volpe im Interview mit der Krankenpflege. «Heldinnen sind keine Phantasiefiguren, sondern Menschen, die sich um uns kümmern, wenn wir am schwächsten sind, und denen es gelingt, trotz all dem Stress, die Menschlichkeit nicht zu verlieren.»
Zum Tag der Pflege dürfen Pflegefachpersonen selbstbewusst hinstehen und sagen #IchbinHeld:in. Im Wissen darum, dass ohne sie im Gesundheitssystem nichts läuft und dass eine starke Pflege die Wirtschaft stützt. Das setzt aber voraus, dass die Arbeitsbedingungen stimmen. Man darf gespannt sein, wie der Bundesrat dafür sorgen wird, wenn er demnächst seinen Vorschlag für Paket 2 der Umsetzung der Pflegeinitiative präsentiert.
Filmvorführungen am Tag der Pflege
Viele SBK-Sektionen laden ihre Mitglieder am 12. Mai ins Kino ein.
Mehr Infos dazu auf den jeweiligen Webseiten und Social-Media-Kanälen
ICN-Report zum IND
https://www.icn.ch/how-we-do-it/campaigns/international-nurses-day
State of the Worlds Nursing (SOWN) Report der WHO
https://admin.icn.ch/news/international-nurses-day-new-state-worlds-nursing-report-charts-path-toward-universal-health