Pflegefachpersonaldichte: Schweiz nicht Spitze, sondern Durchschnitt

In der Schweiz gibt es pro 1000 Personen 11.4 diplomierte Pflegefachpersonen. Damit rutscht die Schweiz im europäischen Vergleich von einem vermeintlichen Spitzenplatz ab ins Mittelfeld. Der Grund dafür sind die neu differenzierten Zahlen des Bundesamts für Statistik. Der SBK ist zufrieden, dass die langjährigen Verhandlungen mit dem BFS endlich Früchte tragen.

Jahrelang kämpfte der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK mit dem Bundesamt für Statistik über die Zahlen, die letzteres an die OECD liefert. Der Grund für die Auseinandersetzung lag darin, dass das BFS die Zahlen zum Pflegepersonalbestand zwar differenziert an die OECD meldete, im entsprechenden OEC- Bericht „Health at a glance“ wurden diese jedoch aggregiert dargestellt. D.h. die Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit wurden zu den „Nurses“ dazugerechnet. Die Folge davon war, dass die Schweiz im OECD-Bericht mit 18 „Nurses“ auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner scheinbar oben ausschwang.

Diese aufgeblähten Zahlen hatten dazu geführt, dass der Pflegenotstand von einflussreichen Akteuren im Gesundheitsbereich negiert wurde, mit dem Argument, es gebe mehr als genug Pflegefachpersonen in der Schweiz. Das war nicht nur für den SBK ein Ärgernis, sondern auch gefährlich, wie Roswitha Koch, Leiterin Abteilung Pflegeentwicklung des SBK deutlich macht: „Wenn zum Beispiel die Krankenversicherer fordern, dass bei der Pflege gespart wird, gefährdet das die Patientensicherheit.“ Internationale Studien belegen, dass das Risiko für Komplikationen wie Infektionen, aber auch das Sterberisiko steigen, wenn aus Kostengründen diplomiertes Pflegefachpersonal durch weniger qualifiziertes Personal ersetzt wird.

„Ich bin froh, dass sich unser jahrelanger Einsatz gelohnt hat“, sagt Koch. „Die Zusammenarbeit mit dem BFS war faktenbasiert und lösungsorientiert. Das Resultat ist der eben erschienene Bericht ‚Pflegepersonal: Die Schweiz im internationalen Vergleich‘.“

Die Pflegepersonaldichte liegt in der Schweiz also bei

11.4 Pflegefachpersonen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner

5.5 Fachpersonen Gesundheit oder Betreuung pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner

7.7 Pflegehelferinnen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner

Würde man nicht Personen, sondern Stellen (Vollzeitäquivalente) zählen, wäre die Zahl bei den dipl. Pflegefachpersonen noch um 24% tiefer, also bei 8.8/1000.

 

Weitere Informationen

Publikation BFS 2019: Pflegepersonal: Die Schweiz im internationalen Vergleich.

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.gnpdetail.2019-0615.html

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