«Wer pflegt mich im Jahr 2030, lieber Bundesrat?»
Zum Jahrestag der Einreichung der eidgenössischen Volksinitiative für eine starke Pflege machten in acht Schweizer Städten hunderte Freiwillige symbolisch auf den Fachkräftemangel in den Pflegeberufen aufmerksam, während gleichentags der Bundesrat seine ablehnende Haltung zur Pflegeinitiative kommuniziert.
Der Bundesrat wird die Ablehnung der Pflegeinitiative ohne Gegenvorschlag bekräftigen. Damit verpasst er es, notwendige und griffige Massnahmen gegen den Pflegenotstand zu ergreifen. Die Schweiz bildet bereits heute massiv zu wenig Pflegepersonal aus.
«Wer pflegt mich im Jahr 2030, lieber Bundesrat?». Diese Frage stellen heute hunderte Freiwillige in acht Schweizer Städten an einem Aktionstag des Berufsverbandes der Pflegefachpersonen SBK. Die Aktionen verdeutlichen, wie wichtig genügend Pflegefachpersonen für die Patientensicherheit sind, dass es griffige Massnahmen braucht, dass genügend Fachkräfte ausgebildet werden.
Mit der Ablehnung der eidgenössischen Volksinitiative für eine starke Pflege ohne Gegenvorschlag verkennt der Bundesrat die Dringlichkeit des Pflegenotstandes in der Schweiz. Der in Aussicht gestellte Massnahmenplan reicht bei weitem nicht aus, um die Probleme in der Pflege zu lösen. Für Yvonne Ribi, SBK Geschäftsführerin gibt es nun zwei Möglichkeiten: «Die Initiative kommt vors Volk oder das Parlament greift ein und macht einen guten Gegenvorschlag».
Nicht einmal die Hälfte des benötigten diplomierten Pflegefachpersonals wird ausgebildet
Bis ins Jahr 2030 braucht es gegen 65’000 zusätzliche Pflegende, wie ein Versorgungsbericht der GDK und der OdASanté aufzeigt. Die Schweiz bildet jedoch bereits heute massiv zu wenig Pflegepersonal aus. Besonders bei den diplomierten Pflegefachpersonen ist die Situation gravieren. Hier erreichen die Ausbildungszahlen seit Jahren nicht einmal die Hälfte des prognostizierten Bedarfs. Verstärkt wird die Problematik durch eine tiefe Berufsverweildauer der ausgebildeten Fachpersonen. Sie werden durch zunehmenden Druck, Stress und die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus dem Beruf getrieben.
Aktionstag: acht Standorte – hunderte Freiwillige – zehntausend Fachkräfte gesucht
Am selben Tag, wie der Bundesrat voraussichtlich seine Botschaft zur Initiative verabschiedet, machen hunderte Freiwillige in acht Schweizer Städten am Jahrestag der Einreichung der Unterschriften für die Pflegeinitiative auf den zunehmenden Pflegepersonalmangel aufmerksam.«Wer pflegt mich im Jahr 2030?» steht auf den Schildern der zahlreichen Statistinnen und Statisten, die als «PatientInnen» in Krankenhaushemden erkennbar sind.
Ziel der Aktion ist es darzustellen, wie gefährlich das zunehmende Missverhältnis zwischen der Zahl der Pflegefachpersonen und jener der Patientinnen und Patienten in Zukunft sein kann. Wenn eine Pflegefachperson für immer mehr Patienten verantwortlich ist, steigt das Sterberisiko für die Patienten. «Nur mit verbindlichen gesetzlichen Anpassungen kann das Problem gelöst und die pflegerische Versorgung für die Bevölkerung auch in Zukunft sichergestellt werden», erklärt Yvonne Ribi.
Kontakt für Rückfragen:
Deutsch: Yvonne Ribi, Geschäftsführerin SBK, Tel. 079 30 48 50
Français: Sophie Ley, Vizepräsidentin SBK, Tel. 079 374 49 02
Weitere Informationen
- www.pflegeinitiative.ch
- Versorgungsbericht 2016 GDK und OdaSanté: http://www.gdk-cds.ch/index.php?id=1143
- Aktuelle Abschlusszahlen im Gesundheitsbereich: https://www.odasante.ch/news/news-detail/article/aktuelle-statistik-zu-den-ausbildungen-im-gesundheitsbereich/
- Personalausstattung, Ausbildungsniveau und Mortalität (Ergebnisse der RN4Cast-Studie, mit Link zum betreffenden Artikel in «The Lancet»)